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Aufführung "Frankenburger Würfelspiel" in Sulzbürg

von Andreas Hammer

Sulzbürg lädt Ende August zum „Frankenburger Würfelspiel“ ein

Sulzbürg/Mühlhausen - Am 31. August 2024 stehen zwei Aufführungen des „Frankenburger Würfelspiels“ auf dem Programm. Das historische Schauspiel aus der Zeit des 30-jährigen Krieges zeigt den Beginn von Vertreibung und Verfolgung evangelischer Christen aus dem „Landl ob der Enns“.

Es ist ein einmaliges Ereignis, zu dem Sulzbürg einlädt. Über 100 Gäste aus Frankenburg haben sich bereits angekündigt. Sie wollen ihr Würfelspiel in voller Länge auf dem Schloßberg von Sulzbürg zum Besten geben. So wird in knapp 75 Minuten eine wahre Begebenheit aus dem Jahr 1625 erzählt, als das protestantische „Landl ob der Enns“ von den bayerischen Besatzer „katholisch“ gemacht werden sollte. Beispielhaft für das unnachgiebige Vorgehen der katholischen Bayern steht ein Blutgericht, das am 15. Mai 1625 in der Nähe von Frankenburg stattgefunden hat. Der bayerische Statthalter Graf Herperstorff ließ hierzu etwa 5000 protestantische Bauern aus dem Umland zum Haushamerfeld kommen. Als Abschreckung gegen jeglichen Widerstand mussten 36 aufständische Protestanten gegeneinander um ihr Leben würfeln. Die Verlierer wurden kurzerhand gehängt. Hernach begann die
Verfolgung und Vertreibung evangelischer Christen aus dem „Landl ob der Enns“.

Das „Frankenburger Würfelspiel“ erinnert an dieses grausame Ereignis. Seit 1925 wird dieses Spiel alle zwei Jahre in der Marktgemeinde Frankenburg am Hausruck dargeboten. Dann stehen bis zu zehn Aufführungen auf dem Programm, die jeweils von mehreren tausend Zuschauern besucht werden. Spielort ist dabei das eigene Würfelspielgelände, das mit 2000 Sitzplätzen zu den größten Freiluftbühnen Europas zählt.

Ende August werden nun die Frankenburger in Sulzbürg erwartet. Es ist ihnen ein Herzensanliegen, dass sie ihr Stück in der Oberpfalz aufführen. Dazu nehmen sie viele Strapazen in Kauf und setzen alles Bewegung, damit dieses einmalige Projekt stattfinden kann. Die Sulzbürger sehen es ähnlich. „Ein Glücksfall, der gar nicht hoch genug bewertet werden kann.“, betont Dr. Martin Hundsdorfer. „Wir freuen uns sehr auf dieses Gastspiel und unterstützen das Projekt, wie wir nur können.“ Der Bürgermeister von Mühlhausen arbeitet persönlich im Organisationsteam mit und vertraut auf die Sulzbürger Vereine. „Da gibt es so viele hilfsbereite Bürger, die gerne mitarbeiten, damit so ein Projekt auf die Beine gestellt werden kann.“ Und tatsächlich hat sich schon eine große Arbeitsgruppe gefunden, die intensiv an der Realisierung des „Würfelspiels in Sulzbürg“ feilt.

Auch Ludwig Schiller freut sich über den Besuch. Als Leiter des Landlmuseums liegt ihm der Kontakt zum Landl ob der Enns besonders am Herzen. „Da müssen wir wieder runterfahren!“, betont er mit einem feurigen Lächeln und plant schon die nächste Reise nach Oberösterreich. Dazwischen warten allerdings jede Menge Aufgaben auf ihn, für die er sich gerne Zeit nimmt.

Der Grundstein für die enge, freundschaftliche Beziehung zwischen den Frankenburger und den Sulzbürgern wurde 2019 gelegt. Angeregt durch Helmut Enzenberger, der selber aus dem oberösterreichischen Landl stammt, führte der ökumenische Pfarrausflug von Sulzbürg zu eben diesem Spiel nach Frankenburg. Die dort geknüpften Bande ließen sich rasch vertiefen. „Es gab mehrere Besuche hin und her“, bemerkt Konrad Schornbaum, ehemaliger Pfarrer von Sulzbürg. Voller Elan wirkt er im Organisationsteam mit und pflegt weiterhin tiefe Freundschaft mit den Frankenburger. „Die Delegationen aus Oberösterreich waren überrascht, wie stark die Identität als Exulanten im Sulzbürger Landl selbst nach Jahrhunderten noch lebendig ist So bildet das „Landl“ selbst den Grundstein für die innige Verbundenheit. Denn sowohl die Frankenburger als auch die Sulzbürger sind sich ihrer gemeinsamen Wurzeln im „Landl ob der Enns“ bewusst. Voller Stolz bezeichnen sie sich noch heute als „Landler“.

Die Laiendarsteller aus Frankenburg erwartet in Sulzbürg ein dichtes Programm. Nach der Anreise am Freitagabend steht der Samstag ganz im Zeichen des Würfelspiels. Für den Vormittag ist eine Generalprobe angesetzt, nachmittags und abends finden die beiden Aufführungen statt. Für Sonntagmittag, 01. September 2024, ist ein ökumenischer Gottesdienst mit der Frankenburger Würfelspielgruppe vorgesehen. Mit dabei sein wird auch der katholische Pfarrer von Frankenburg, dem die Teilnahme ein Herzensanliegen ist und persönlich frühmorgens anreisen wird. „Auf diesen Gottesdienst freuen wir uns ganz besonders!“, meint auch Helmut Enzenberger. „Bei unserer Linde, die symbolhaft unsere beiden Kirchen verbindet, schließt sich ein Kreis: Vor 400 Jahren wurden evangelische und katholische Landler getrennt, heute feiern wir gemeinsam Gottesdienst. Das hätten sich die Exulanten wohl niemals träumen lassen! Und wir dürfen diesen Traum wahr werden lassen“.

Die Aufführung wird am 31. August 2024 um 15:00 Uhr und um 18:00 Uhr gegeben. Details zum Veranstaltungsort und Ticketvorverkauf finden sie hier.

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